SCHULE FRIEDL KUBELKA Filmschule

PROGRAMM



Schuljahr 2014 / 2015
13. Oktober - 27. März
Leitung: Philipp Fleischmann
Informationsabende: 16. Juli 2014 und 30. September 2014, jeweils 19Uhr



Die SCHULE FÜR UNABHÄNGIGEN FILM WIEN wurde 2006 von Friedl Kubelka gegründet und wird 2014/2015 von Philipp Fleischmann geleitet. Ausgangspunkt der Schule ist das Interesse an Formen des bewegten Bildes. Der Unterricht stellt den Studierenden verschiedene Theorien, Konzepte und Auffassungen des Arbeitens mit Film vor. Kernstück sind 6 praxisorientierte Workshops mit Filmemacher_innen, die aus ihrer eigenen, jeweils unterschiedlichen künstlerischen Sichtweise heraus unterrichten. Der Lehrgang wird durch Vortragsabende, eine Exkursionsreihe, Einführung in Laborarbeit sowie durchgehende und individuelle Projektbetreuung vertieft. Die Vorträge der SCHULE FÜR KÜNSTLERISCHE PHOTOGRAPHIE WIEN, die in denselben Räumlichkeiten stattfinden, können kostenlos besucht werden.

Die Geschichte und Tradition des Avantgarde Films ist zentraler Teil unserer künstlerischen wie theoretischen Auseinandersetzung. Wir werden uns mit aktuellen Formen des Experimental-, Kunst-, Ausstellungs- als auch des Spiel- und Dokumentarfilmes beschäftigen. „WO DAS KÖNNEN DEM WOLLEN FOLGT“ (Zitat Dante). - Das Medium des Analogen Films dient uns dabei als Möglichkeit die technischen Prozesse des Entstehens eines Filmes kennenzulernen und sie für unsere individuellen künstlerischen Vorhaben nutzbar zu machen. Wir werden auf Super 8 und 16mm Film drehen und diese auch selbst entwickeln. Ziel des Schuljahres ist es, eine eigenständige Filmarbeit zu formulieren und einer eigenen Haltung, Arbeitsweise sowie Vorstellung von Film näher zu kommen. - Philipp Fleischmann




WORKSHOPS


HELGA FANDERL
IM RHYTHMUS DER DINGE, 16. - 19. Oktober


STOP MOTION: auf den Auslöser drücken, den Auslöser loslassen. Wie im frühen Film entsteht der Film durch Kameraschnitt. Er bewahrt so die Chronologie der Aufnahmen, zeichnet wirkliche Ereignisse elliptisch nach und konstruiert Filmzeit beim Filmen selbst. Statt Material zu sammeln, nachträglich auszuwählen und zu montieren, geht es bei diesem Filmmachen um konzentriertes Wahrnehmen, Empfinden und Gestalten in einem Gestus, in Wechselwirkung mit dem Motiv, ganz in der Vorstellung.

BILDSPRACHE OHNE TON: Es kommt auf die Formung der Bilder im Rhythmus der Dinge an, auf die Übertragung des eigenen Blicks und Interesses auf 15 Meter Filmstreifen bzw. 3 Minuten einer Super-8 Kassette.

BEFREITE KAMERA: Die handgehaltene Super-8 Kamera ist ein bewegliches Instrument, eine Ausdehnung des Körpers. Brennweite und Aufnahmegeschwindigkeit lassen sich schnell verändern, automatische Belichtung ermöglicht direktes Reagieren auf Geschehen. Erlebte Augenblicke einfangen, filmisch transformieren und verdichten, das ist eine spannende Arbeitsweise.

Mit Beispielen aus meinem Super-8 Werk möchte ich zu einem aufmerksamen und inspirierten Filmmachen anregen. Die Super-8 Filme, die während des Workshops entstehen, werden entwickelt und gemeinsam angeschaut und besprochen.

www.helgafanderl.com







SASHA PIRKER
IT'S ALWAYS ME, 20.- 23. November


Das Thema „It’s always me“ beschäftigt sich mit dem subjektiven Blick der jeweils filmenden Person. Geplant sind Film- oder Videosequenzen, die sich mit dem gewohnten bzw. vertrauten Raum auseinandersetzen. Kameraführung, Raumwahrnehmung und Portrait stehen hier ebenso im Vordergrund wie das Arbeiten ohne Schnitt.
Weiters wird gemeinsam ein Drehplan und ein Storyboard entwickelt, das im Idealfall eine narrative Erzählung aus je ca. einminütigen Sequenzen ergeben wird. Die Narration spielt sich auf zwei Ebenen ab - in der gefilmten Sequenz selbst und in der Aneinanderreihung der einzelnen Szenen. Das Resultat ist eine gemeinsame Arbeit, die am Ende des Seminars präsentiert wird.
Zum Thema werden wir uns Filmbeispiele ansehen. Geplant sind Arbeiten von zB. Yasujiro Ozu, Jacques Tati, Corinna Schnitt, Michael Haneke, ...








MARA MATTUSCHKA
PRAXIS, PRAXIS, PRAXIS !, 11. - 14. Dezember


Tun ist sein, nicht denken.
Theorie - nur en passant, wenn notwendig!
Wir drehen gemeinsam Filmfragmente in mehreren Varianten.
Die Vorlage dazu wird uns, hoffentlich, jeder Schundroman bieten können.
Einfühlung in das filmische Zusammenspiel von Akteuren, Licht, Kamera.
Die Teilnehmer wechseln die Rollen und die Zuständigkeiten.
Choreographie der filmischen Bewegung. Konzentration auf das Wesentliche.
Das, was einer für wesentlich hält ist nicht das, was ein anderer für wesentlich hält.
Das Unsichtbare ist zeigbar.






FRIEDL VOM GRÖLLER (Friedl Kubelka)
RUHE AUF DER LEINWAND, 29. Januar - 1.Februar


Die Schnittprogramme digitaler Geräte ermöglichen unendliche Kombinationen zusätzlich zu ebensolchen digitalen Vertonungen. Viele Künstler bedienen sich wie in einem bestausgestatteten Supermarkt. Sattes Schwarz, Schöne Dunkelheit gibt es dort allerdings nicht zu kaufen. Unserem Geschwindigkeitsbeschleunigten Zeitalter scheinen sich die meisten Menschen anzupassen.
„Meine Augen sind müde“, schreibt Friedensreich Hundertwasser 1957.
In diesem Workshop soll versucht werden, trotz des teuren Filmmaterials Zeit für Verweilen, Muße und Kontemplation auf der Leinwand zu schaffen.







AXEL RANISCH
ICH FÜHL MICH DISCO, Februar 2015


Ein sehr guter Film hängt nicht vom Budget ab. Er entsteht in Freiheit, selbstbestimmt und unabhängig, quasi von glücklichen Filmautoren. Sehr gute Filme entstehen von der Idee über den Dreh bis zum Schnitt in einem Schwung – wie in einem einzigen rauschhaften Arbeitsvorgang. Die Intuition ist ihr wichtigstes Werkzeug, sie zu achten ihr oberstes Gebot. Das Drehbuch ist eine Bedienungsanleitung für die vielen Mitarbeiter eines Films. Das Drehbuch ist aber auch ein Rasenmäher der Intuition. Ein sehr gutes Filmteam ist so klein, beweglich und spontan, dass es eine Bedienungsanleitung nicht benötigt. Es gleitet auf den Wellen des Moments. Sehr gute Filme entstehen aus Leidenschaft. Ihre Themen sind wahrhaftig, ihre Helden kommen aus der Nachbarschaft und trotzdem bewegen sie sich zwischen Realismus und Fantasie, zwischen Alltag und Abstraktion.(Auszug: Sehr gutes Manifest, Ranisch, Pinkowski, Pails, Baeker, Köln, 2012)


www.axelranisch.de






TIZZA COVI / RAINER FRIMMEL
WAHRHEIT IN FILM, 12. – 15. März


In unserer Arbeit versuchen wir, dokumentarische und fiktiven Ebenen so zu vermischen, dass sie nicht mehr klar zu definieren sind. Um eine möglichst hohe Authentizität zu erreichen, arbeiten wir ausschließlich mit Menschen, die sich in ihrer Rolle selber spielen.
Aber lässt sich damit auch tatsächlich Realität vermitteln? Ist es überhaupt möglich mit filmischen Mitteln der Wirklichkeit nahe zu kommen? Und muss das Kino dem Leben überhaupt gleichen?

„Für mich ist es ziemlich egal, mit welchen Mitteln ein Film arbeitet, ob er ein Schauspielerfilm ist mit inszenierten Bildern oder ein Dokumentarfilm. In einem guten Film geht es um die Wahrheit, nicht um die Wirklichkeit.“ Sergej Eisenstein

www.ventofilm.com







VORTRAGSABENDE



ROBERT BEAVERS

What is valuable as preparation before filmmaking?
Attention and fullness.
Humility in and beyond emotion: This stillness allows me to
observe the movements of the senses, to see the concrete
elements of time beyond their appearance and to build the film
with these elements

(Auszug aus „Acnode“ von R.B.; Die ausgestreckte Hand, Österreichisches Filmmuseum Wien, 2010). Der Vortragsabend findet in Kooperation mit dem Österreichischen Filmmuseum statt.



MAREIKE BERNIEN / KERSTIN SCHROEDINGER
RAINBOW'S GRAVITY

"Each colour got its place on the celluloid. The meadows were from then on green,
the sky blue, the clouds white, and the roses red.
All other combinations were declared war upon.

Do you remember these images?
No, I don't remember. At least I don't remember their colours.
My memory is in black and white.
Black&white like in TV documentaries about National Socialism, later.

My memory is black/white, although colour footage existed back then.
Black/white distances me from the images. It freezes the pictures.
Black/white is real but colour is truer. Colourfast is truer than true.

In the mid1930s, a new colour film process was developed in Germany. In the Agfa film factory in Wolfen. Agfacolor Neu. Three layers of emulsions are superimposed on the celluloid.
Cyan, Magenta, Yellow turn into Red, Green, Blue."

www.mar-ker.tumblr.com


LYDIA NSIAH
RHYTHMISCHE FILMKUNST IN DER WERBUNG


In Archiven gesammelte, sogenannte ephemere bzw. flüchtige Filme (auch ‚minor genres’ genannt) erzählen uns von bisher kaum beleuchteten Geschichten aus Kunst und Alltag: Sponsored Films, genauer Werbe- und Industriefilme aus den 1920er- bis 1960er-Jahren, legen beispielsweise eine enge Verstrickung von Filmavantgarden und Werbung offen: So waren Auftragsfilme (auch) eine Art Experimentierfeld für filmische Visionen. Künstlerisch entwickelte, rhythmusgebende Filmtechniken wie Animation, Distortion oder Montage verhalfen Werbe- und Industriefilmen über ihren spezifischen (Verkaufs-)Zweck hinaus zu ästhetischem ‚Mehrwert’.

In ausgewählten Sponsored Films von Künstler_innen wie Hans Richter, Joyce Wieland oder Peter Kubelka, werden die künstlerisch-kommerziellen Verbünde der 1920er- bis 1960er-Jahre filmästhetisch sichtbar (projiziert) und deren Wirkungsweise auf die ‚modernen’ Konsument_innen jener Zeit zur Diskussion gestellt.


www.lydiansiah.net



PHILIPP FLEISCHMANN
FILM ALS RÄUMLICHE ANORDNUNG

Film wird oft primär anhand seines medialen Abbildes diskutiert. Doch sind apparative Anordnungen die Voraussetzung für das Entstehen und Erleben bewegter Bilder - von der filmischen Aufnahme, den Entwicklungsverfahren bis hin zu den unterschiedlichen sozialen Aufführungssituationen. Ausgehend von meiner eigenen künstlerischen Praxis werden auch historische Beispiele des Vor-Kinematographischen, der Filmavantgarde der 20er Jahre, des strukturellen sowie des konzeptuellen Filmes vorgestellt, die das filmische Abbild nur in Verbindung mit der räumlichen und körperlichen Präsenz des Mediums auffassen.



HANS SCHEUGL

Form und Wirklichkeit am Beispiel der Filme Hernals (1967) und Homeless New York 1990 (2013)

www.scheugl.org


ANTOINETTE ZWIRCHMAYR
ICH BIN MEIN VERSTECK

Das Filmen gibt mir die Berechtigung alleine zu sein und gleichzeitig ist es das wichtigste Verbindungsglied zwischen mir und den anderen. Seitdem ich Filme mache, fühle ich mich zwar immer noch alleine, aber nicht mehr einsam.
Manchmal fühlt es sich auch an, als wäre ich süchtig, denn ich denke ununterbrochen ans Filmen und nach dem Kick des Filmens tritt der quälende Zustand des Wartens ein und der Drang, das gefilmte Material zu kontrollieren frisst mich fast auf. Auch die anfängliche Euphorie in der Dunkelkammer kann sich schnell zum Horrortrip entpuppen, wenn ich feststellen muss, dass von dem Mikrokosmos, den ich beim Filmen erschaffen habe, aufgrund von Entwicklungsfehlern nichts mehr übrig ist. Wahrscheinlich ist es genau diese Ehrfurcht, die ich vor dem sensiblen und kostbaren Material habe, die den analogen Film für mich so magisch macht. Nicht zuletzt ist die Beschränkung auf wenig Filmmaterial ein wesentliches Merkmal der Arbeit mit dem Medium - ich bin mir sicher, unbegrenzt verfügbares Material würde mich ohnehin erdrücken.
Antoinette Zwirchmayr, 2014

(Auszug aus der Publikation: „Analog Film Manifestos“, 2014, Verlag Antiphon, Friedl vom Gröller)

www.antoinettezwirchmayr.com




Kurzbiografien der Künstler_innen




EXKURSIONSREIHE
ORTE DES FILMS IN WIEN

Welche Orte in Wien haben wie mit Film zu tun?
Es werden Institutionen und Einrichtungen besucht, die aus unterschiedlichen Perspektiven mit Film arbeiten. - das Ausstellen von Film, das Bewahren und Archivieren, technische Labor- und Entwicklungsmöglichkeiten, unabhängige Kinoeinrichtungen, Vertrieb und Vermittlung, Produktionstätten sowie Drehorte der Filmgeschichte werden vorgestellt.



ZEITEINTEILUNG

- Workshops: Do 19–21 Uhr, Fr, Sa, So jeweils sechs Stunden
- Vortragsabende: 19-21 Uhr
- Ateliertag: Dienstag von 10 - 17 Uhr, Nutzung der Dunkelkammer
- Jeden Dienstag: Zyklisches Programm „Was ist Film“ im Österreichischen Filmmuseum
- Exkursionstermine 1x monatlich
- Einzelgespräche: nach Vereinbarung
- Projektbetreuung Unabhängiger Film: nach Vereinbarung